Nachdem wir drei Jahre lang planten,
diese 4-Tagestour durch das Kaisergebirge anzugehen und auf Grund des Wetters
immer wieder absagen mussten, haben wir es Ende Juli 2010 endlich geschafft. Die Tour
wurde übrigens nicht selbst geplant, sondern basiert auf einem Tourenvorschlag der
DAV Sektion Oberland (Deutscher Alpen Verein). Wer sich noch genauer informieren
möchte, findet diese und andere Touren auf www.alpenverein-muenchen-oberland.de.
Die Tour startet in Ebbs in der Nähe von
Kufstein. Ebbs ist bequem über die Inntalautobahn zu erreichen und man spart sich
sogar die Vignette, da die Autobahn bis zur Ausfahrt Kufstein Nord
kostenfrei ist.
Tag 1: Dauer: 3h, Höhenmeter: 900m
In Ebbs parken wir in der Nähe der Kirche auf
einem großen freien Platz direkt neben dem NKD, von dem wir bis heute nicht wissen, ob es
ein offizieller Parkplatz ist oder nicht. Zumindest herrscht dort kein Parkverbot und es
standen auch schon zwei Wohnmobile dort. Nachdem alles zusammengepackt und die
Wanderstiefel geschnürt waren, ging es los die Straße zwischen der Kirche und dem Gasthof
Oberwirt hinauf, wo wir auch schon auf die ersten Wegweiser stießen. Unser Ziel für
diesen Tag, die Vorderkaiserfeldenhütte, ist auch schon recht bald ausgeschrieben.
Nach ca. 20min verlassen wir die Ortschaft und der Weg beginnt entlang einer
Weide langsam anzusteigen. Ab dem Moment an dem wir den Wald betreten zeichnet sich
dann auch schon ab, was für die nächsten 2,5h vor uns liegt. Ein steiniger,
mit Wurzeln übersäter, teilweise sehr steiler Wanderweg, der einen am
ersten Tag schon mal aus der Reserve lockt. Zweimal queren wir dabei die
Fahrstraße. Anschließend geht es zwischenzeitlich am Hang entlang, so dass man etwas
verschnaufen kann. Hier treffen wir schon bald an die ersten schroffen Felsen des
Zahmen Kaiser und an die einzige leicht ausgesetzte Stelle mit Stahlseil. Diese ist
allerdings wirklich nur ca. 7m lang und an nur auf einem kurzen Stück so schmal, dass
man nicht beide Füße nebeneinander setzen kann. Ein Klettergurt ist hier nicht
notwendig, auch da es im schlimmsten Fall nur wenige Meter hinunter geht. Weiter
geht es in relativ steilen Windungen den Berg hinauf. Zur Rechten kann man bei guter
Sicht immer wieder einmal durch die Blätter hindurch ins Inntal hinab blicken. Nach ca.
3h Stunden erreichen wir plötzlich eine Lichtung und erspähen links über uns die
ersehnte Vorderkaiserfeldenhütte www.vorderkaiserfelden.com .
Von der Sonnenterrasse hat man
einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Berge. Die Hütte liegt auf 1384m,
verfügt über 30 Zimmerbetten und 50 Lagerplätze. Sie gehört zur DAV Sektion
Oberland und bietet einen hervorragenden Trockenraum und gute tiroler Küche zu
akzeptablen Preise. Der nepalesische Küchengehilfe bereitet uns "Momos", ein nepalesisches
Nationalgericht, bestehend aus Teigtaschen mit Fleischfüllung und pikanten Gewürzen,
zu.
Felsen auf dem Weg nach oben
Die Seilpassage
Vorderkaiserfeldenhütte
Tag 2: Dauer: 7-8h (ohne Pausen), Höhenmeter:
1100m, Länge: 18km
Nach einer mehr oder weniger erholsamen
Nacht, geht es auf zur längsten und wohl anstrengendsten Etappe unserer Tour. Direkt
neben der Hütte beginnt der Weg Richtung Naunspitze. Nach ca. 45min biegen wir allerdings
noch vor der Naunspitze nach rechts ab, woraufhin wir nach weiteren 15min den ersten
Gipfel, den Petersköpfel (1745 m) erreichen. Ab hier sind die steilen Anstiege fürs
erste vorbei und unser Weg führt über einen Höhenweg von Gipfel zu Gipfel. Dieser
ist die meiste Zeit mit Latschenkiefern bewachsen, doch hier und da findet sich auch einmal
die Möglichkeit einen Blick ins Tal zu werfen, sowohl auf die deutsche als
auch auf die österreichische Seite. Als nächstes erreichen wir den
Einserkogel (1924 m) und kurz darauf den Zwölferkogel (1912 m), wobei man ehrlich
gesagt nicht so genau weiß wann man am jeweiligen Gipfel angekommen ist, da sie
nicht wirklich hervorstechen und keinerlei Beschilderung (Gipfelkreuz oder
ähnliches) vorgenommen wurde. Durch einen kurzen Einschnitt im Gelände, das
sogenannte "Vogelbad", welches über ein kurzes Stück mit einem Drahtseil
gesichert ist, erreichen wir den Elferkogel (1916 m) und ca. 15min
später den höchsten Gipfel, der auch gleichzeitig den höchsten Punkt unserer Tour
darstellt, die Pyramidenspitze (1997m). Hier hat man dann auch mal
wieder die Gelegenheit sich in das Gipfelbuch einzutragen, und den gigantischen
Ausblick zu genießen. Nach kurzer Rast beginnt, der zugegebenermaßen anstrengende Abstieg.
Die ca. 600Hm bergab, gehen merklich auf Knie und Oberschenkel. Doch irgendwann stoßen
wir wieder auf den Höhenweg in Richtung Stripsenjochhaus, was auch unser
heutiges Ziel sein soll. Aber Achtung, wir sind noch lange nicht dort.
Den größten Teil der 1100Hm haben wir zwar hinter uns, aber dennoch gerade mal
ein Drittel der Wegstrecke und der Höhenweg zieht sich keineswegs eben dahin. Nach einigen
Minuten auf dem Weg erreichen wir die Kaiserquelle, wobei man auch hier aufmerksam
sein muss, da das kleine Rinnsal, das da aus dem Berg kommt, schnell
übersehen werden kann. Hier bietet sich auch die Gelegenheit die leeren Wasserflaschen
aufzufüllen, welche an diesem Tag unverzichtbar sind. Zwei Liter sollte jeder als
absolutes Minimum mitnehmen, gerade wenn das Thermometer, wie bei uns auf biszu 28°C
steigt, was bei gerade mal 1500m ü. NN. schon mal vorkommen kann. Schon
bald kommt das erste Mal ein Gebäude ins Sichtfeld, aber bitte
keine allzugroße Vorfreude, es handelt sich nicht um die ersehnte Hütte, sondern um
die "Hochalm". Wer Glück hat trifft den Almbauern an und kann sich mit
einem kühlen Getränk erfrischen, was gerade recht kommt, da zum Schluss noch
einmal eine kleine Herausforderung folgt. Schon von der Hochalm aus wird deutlich, dass
es jetzt erstmal ca. 150Hm hoch geht, um diese anschließend wieder hinunter und wieder
hoch zu laufen. Doch nachdem auch diese Strapaze geschafft ist, fällt der Blick zum
ersten Mal auf das Stripsenjochhaus. Jetzt sind es nur noch ca. 10min bis
ans Ziel und das bei nahezu ebenem Verlauf.
Das Stripsenjochhaus (www.stripsenjoch.at) ist eine sehr
moderne Hütte mit vielen Zimmer und einem großen Matratzenlager, in der es sogar
kostenloses Warmwasser gibt. Die angebotenen Speisen sind in Ordnung, wenn vielleicht
auch nicht so landestypisch wie angepriesen und preislich vertretbar. Die
Außenterrasse bietet einen herrlichen Blick auf das beeindruckende Felsmassiv des
wilden Kaiser. Die geräumige Gaststube ist gemütlich eingerichtet und lädt zum
verweilen und zum Gespräch mit anderen Wanderern ein.
An dieser Stelle noch ein Hinweis zur Tour:
Die Gehzeit wird vom DAV mit 7-8h angegeben. Wir haben inkl. Pausen gute 9h gebraucht und
wir waren von allen an der Vorderkaiserfeldenhütte gestarteten Wanderern die ersten die
ankamen. Im Stripsenjochhaus berichtete uns ein anderer Wanderer, dass es ganze 11h
gebraucht hat. Daher sollte man rechtzeitig starten um nach hinten noch etwas Luft zu
haben, denn Pausen sind unabdinglich. Des Weiteren kommt an diesem Tag keine Hütte als
Zwischenstation. Somit muss sämtliche Wegzehrung inkl. Wasser mitgenommen werden. Wer daran
nicht schon im Tal gedacht hat, kann sich in der Vorderkaiserfeldenhütte mit Kaminwurz
(geräucherte Knacker) und Schokoriegeln eindecken, muss aber dann auch den
entsprechenden Preis dafür zahlen.
Anspruchsvoll ist diese längere Variante eigentlich nur durch die erwähnte Länge und Höhe.
Besondere Technik oder gar Hilfsmittel sind nicht notwendig. Wer sich
jedoch nicht ganz sicher ist, sollte die einfachere Variante von der
Vorderkaiserfeldenhütte zur Kaiserquelle wählen, welche dann nur noch 500Hm misst und
gute 2h kürzer ist.
Morgennebel wie Wasserfall
Leicht matschig!
Wilder Kaiser bei Sonnenuntergang
Stripsenjochhaus
Sonnenuntergang
Tag 3: Dauer: 5-6h (ohne Pausen), Höhenmeter:
650m
Das Programm für den dritten Tag ließt sich
auf dem ersten Blick eher entspannt, sollte allerdings nicht unterschätzt werden. Zu Beginn
geht es nämlich erst mal gute 700Hm bergab, die in der Hm-Angabe des DAV
natürlich nicht erwähnt werden. Der Weg geht teilweise im Zickzackkurs stetig bergab, wobei
gerade die recht hohen, zahllosen Trittstufen, ordentlich auf die eh schon angeschlagenen
Oberschenkel gehen. Der Weg an sich ist aber recht schön, da er nach einiger Zeit
auch durch einen schattigen Wald und entlang eines Baches verläuft. Nach ca. 1 1/4h
erreichen wir das "Hans Berger Haus", welches schon recht früh zu einer Rast
einlädt. Gestärkt durch einen Apfelstrudel als zweites Frühstück und ein
kühles Getränk, geht es weiter hinab ins Kaisertal bis nach Hinterbärenbad
und nach ca. 15min ans "Anton Karg Haus". Da die heutige Etappe ja nicht so lang
ist, bleibt noch Zeit sich auch hier einen Durstlöscher einzuverleiben. Danach beginnt
unmittelbar neben der Hütte der "Bettlersteig", der sich - wie auch schon der DAV schreibt
- mäßig ansteigt, aber nur um danach zu zeigen was in ihm steckt. Teilweise geht es wieder
sehr steil und in Treppenstufe bergauf, so dass man schon bald ganz schön ins
schwitzen gerät. Wer unterwegs eine Rast einlegen möchte, dem empfehle
ich zu laufen, bis er an eine Berghütte kommt und dann noch ca. 10min weiter zu
wandern. Dann kommt man nämlich an einen Gebirgsbach, der den Weg kreuzt und
geradezu zum Rasten einlädt. Wer an den beiden vorher erwähnten
Häusern eingekehrt ist, sollte auch gegen Mittag hier ankommen. Anschließend geht es
wieder bergauf und bergauf. Kurz vor Ende des Bettlersteigs kommt dann noch eine
Passage mit Drahtseil, die aber ohne Weiteres zu bewältigen ist (uns sind auch
kleine Kinder entgegen gekommen). Auf einer Alm verlassen wir den Bettlersteig und
machen uns auf den Weg zum Gamskogel (1449 m) der uns noch von unserem Ziel, dem
Weinbergerhaus, trennt. Hier kommen uns auch weniger ausgerüstete Wanderer
entgegen, die die Kufsteiner Seilbahn für einen Tagesausflug nutzen. Auf dem
Gipfel des Gamskogel angekommen, hat man einen wunderbaren Rundumblick und sieht bei gutem
Wetter bis zurück zum Stripsenjochhaus, ebenso wie zur Vorderkaiserfeldenhütte und
kann eigentlich die komplette Tour überblicken und Revue passieren lassen. Ab jetzt gehts
nur noch bergab bis zur "Brentenjochalm" in der man ausgesprochen günstig
einkehren kann. Neben kühlen Getränken wird eine einfache Brotzeitkarte
angeboten, von der insbesondere der Graue Käse, der
selbst hergestellt wird, zu empfehlen ist. Nochmal frisch gestärkt nehmen
wir den letzten Aufstieg von ca. 10 min und geschätzten 50Hm in Angriff, bis wir am
Weinbergerhaus ankommen. Das Weinbergerhaus (www.weinbergerhaus.at) ist eine
Privathütte und ist keinem der Alpenvereine angeschlossen. Samstags und Sonntags
bietet die gute Fee aus der Küche, Schweinshaxe mit Speckknödel für 5€ an. Von
der großen Terrasse hat man einen herrlichen Blick auf das 900m tiefer gelegene
Kufstein und das weitere Inntal. Vor der Boxerhündin "Socke", die einen als erste
begrüßt, braucht man auch keine Angst zu haben, da es sich hier wohl um den
gutmütigsten Hund handelt den ich je gesehen habe. Außerdem wohnen dort auch noch
fünf, vom aussterben bedrohte, Schwarzhalsziegen, deren Namen ich aber jetzt nicht mehr
zusammen bekomme.
Endlich geschafft!
Gamskogel und Vorderkaiserfeldenhütte
Weinbergerhaus
Die Hütte am Berg - noch 10min!
Tag 4: Dauer: 2-3h (ohne Pausen), Länge: ca.
7km
Für den letzten Tag schlägt der DAV wieder
zwei Varianten vor. Die anspruchsvolle über den Wiedauersteig (nur mit Kletterausrüstung)
oder die einfache über die "Steinerne Stiege" hinab nach Hagen. Wer allerdings mit dem
Wetter nicht so viel Glück hat und dem die entsprechende Motivation fehlt, hat auch noch
eine dritte Möglichkeit. Unmittelbar neben dem Weinbergerhaus, ist die Bergstation des
Kufsteiner Sessellifts, wobei "Sessel" etwas übertrieben ist. In der Tat handelt es sich um
ein älteres Modell, mit Einzelsesseln, ohne Polster, ohne Alles. Allein die Fahrt ist
schon ein Erlebnis für sich. Für 4,50€ erreicht man in ca. 30min, mit einer Zwischenstation
auf der Duxer-Alm, bequem das Tal.
Dort angekommen hält man sich nach dem
Parkplatz rechts und erreicht so den "Kaisertal" Wanderweg. Dieser führt einen am Fuße des
"Kaisers" entlang zurück nach Ebbs. Wer sich auch das nicht antun will, kann auch mit dem
Bus von Kufstein nach Ebbs gelangen.